An: Geomar, Pressestelle
Von: Sebastian Lüning
Gesendet: 18.3.2015
Antwort: siehe unten
Sehr geehrter Herr Steffen,
Mit Interesse sah ich Ihre Pressemitteilung „Wie stark beeinflusst die Sonne das Klima?“ vom 13.3.2015. Ich freue mich sehr, dass das wichtige Thema der Wechselwirkung zwischen solarer Aktivität und Klima im Rahmen der Tagung und Podiumsdiskussion intensiv erörtert wird und wünsche der Veranstaltung gutes Gelingen.
Im zweiten Absatz Ihrer PM wurde ich allerdings stutzig. Sie schreiben dort:
Wer ist schuld am aktuell zu beobachtenden Klimawandel? In der öffentlichen Debatte zu diesem Thema taucht immer wieder die Behauptung auf, es sei allein die schwankende Aktivität der Sonne. Dieses Argument nutzen vor allem Jene, die menschliche Einflüsse wie die künstliche Freisetzung von Treibhausgasen ignorieren möchten.
Eine der letzten populärwissenschaftlichen und medial intensiv besprochenen Darstellungen stellt wohl unser Buch “Die kalte Sonne” dar, dass ich mit Fritz Vahrenholt geschrieben habe. Darin gehen wir von einem Mix von Klimatreibern aus, der aus Sonne, Ozeanzyklen und Kohlendioxid besteht. Meine Frage: Auf wen bezieht sich also der zitierte Absatz aus der PM? Ich kenne niemanden, der hier allein die Sonne am Werke sieht.
Ihre Antwort würden wir gerne unseren Lesern im Blog „Die kalte Sonne“, www.kaltesonne.de mitteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. habil. Sebastian Lüning
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Von: Jan Steffen, Geomar Pressestelle
An: Sebastian Lüning
Gesendet: 2.4.2015
Sehr geehrter Herr Dr. Lüning,
vielen Dank für Ihre Mail und Ihr Interesse an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Sonne und Klima. Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung bei der Antwort. Uns erreichen täglich so viele Anfrage, dass eine sofortige Rückmeldung nicht immer möglich ist.
Tatsächlich bezieht sich der von Ihnen zitierte Absatz in der Pressemitteilung auf keine konkrete Publikation. International gab es in den vergangenen Jahren leider sehr viele Medienberichte und Veröffentlichungen, die wissenschaftliche Ergebnisse zum Verhältnis Sonne-Klima zumindest missverständlich dargestellt haben.
Gleichzeitig erleben wir als Wissenschaftskommunikatoren genauso wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst, dass uns Menschen anschreiben oder bei Veranstaltungen ansprechen und behaupten, der Mensch habe mit dem Klimawandel nichts zu tun. Als alternative Ursachen werden dann – unter anderem – die unterschiedlichen Aktivitäten der Sonne genannt. Wo sich diese Menschen informiert haben und ob sie ihre Quellen eventuell falsch verstanden haben, entzieht sich unser Kenntnis.
Diese Behauptungen stehen also im Raum, obwohl sie dem aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema widersprechen. Nachgewiesen ist der Einfluss der Sonne auf Klimavariabilitäten insbesondere für regionale Klimamuster, wie z.B. die NAO. Das zeigen ja auch die von Ihnen verlinkten Studien. Allerdings sagen diese Studien nichts über den Klimawandel der vergangenen 100 Jahre. Der ist mit der Sonne nicht zu erklären, sehr wohl aber mit menschlichen Aktivitäten. Fakt ist, dass die Sonne keine Rolle für den Anstieg der globalen Bodentemperaturen in den letzten Jahrzehnten spielt und selbst ein erneutes Sonnenminimum nicht der gegenwärtig beobachteten Erwärmung entgegenwirken könnte.
Mit besten Grüßen,
Jan Steffen
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Anmerkung von Sebastian Lüning:
Jan Steffen behauptet „Fakt ist, dass die Sonne keine Rolle für den Anstieg der globalen Bodentemperaturen in den letzten Jahrzehnten spielt„. Dies ist jedoch keineswegs ‚Fakt‘, sondern lediglich die IPCC-Meinung, die mir jedoch nicht plausibel erscheint. Zum gleichen Thema haben wir Der Geomar-Professorin Katja Matthes geschrieben und hoffen, von ihr Aufklärung zu erhalten. Siehe „Kieler Professsorin behauptet: “Bei der momentanen Erderwärmung spielt die Sonne keine Rolle”. Kalte Sonne hakt nach„.