Das Schweizer Radio SRF 1 machte sich am 22. November 2014 Sorgen, dass Indien die Welt ins klimatische Verderben zieht und selber zu den ersten Opfern zählen könnte:
Wachstum und Klimaschutz in Indien – ein Balanceakt
Seit Jahren blockiert Indien die Klimaverhandlungen, ähnlich wie das Schwellenland China. Indische Politiker befürchten, dass die Reduktion des CO2-Ausstosses das Wirtschaftswachstum der Schwellenländer und damit die Armutsbekämpfung bremsen würde. Doch Indien gehört mit seinen Kohlekraftwerken mittlerweile zu den grossen Verschmutzern. Und nicht nur das: Genauso wie andere asiatische Staaten gehört zu den grössten Verlierern des Klimawandel. Wirbelstürme, ein unberechenbarer Monsun und die damit verbundenen Dürren und Fluten gehören längst zum Alltag in Indien und bedrohen Reis- und Hirsebauern in ihrer Existenz. Am 15. August überschwemmte eine Flut weite Teile des indischen Gliedstaats Uttar Pradesh. Sturzbäche schossen von Berghängen in Nepal hinunter in indische Täler. Und obschon die Lokalregierung Schleusen und Stauanlagen öffneten, kamen 90 Menschen ums Leben, Zehntausende Hütten und Häuser wurden zerstört, 800 000 Menschen waren auf der Flucht. Südasien-Korrespondentin Karin Wenger hat die Gegend besucht.
Schreiten wir zum Faktencheck. Haben sich Wirbelstürme, Monsun, Dürren und Überflutungen bereits aus dem Bereich der natürlichen Schwankungsbreite herausbewegt? Gibt es einen ansteigenden Langzeittrend? Welche Faktoren beeinflussen diese Extremwetterereignisse? Die seriöse Wissenschaft hat hier in den letzten Jahren wichtige neue Erkenntnisse gewonnen. Es wird immer klarer, dass Schwankungen in der Sonnenaktivität einen enormen Einfluss auf den Monsun nehmen – vom SRF mit keiner Silbe erwähnt. Auch gibt es in der weiteren Region keine statistische Zunahme der Überschwemmungen zu verzeichnen.
- Neue PIK-Studie sagt Monsunstörung vorher: Zeit für einen Faktencheck
- Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung verschleiert starke Monsun-Schwankungen in der Vergangenheit
- Natürliche Zyklen kontrollieren den Südasiatischen Monsun – Klimamodelle bekommen das Geschehen nicht in den Griff
- Der Verdacht erhärtet sich: Änderungen im Indischen Monsun maßgeblich von Schwankungen der Sonnenaktivität gesteuert
- Führte die kalte Sonne der Kleinen Eiszeit in Indien zu vermehrten Dürren?
- Neue Studie in den Geophysical Research Letters: Indischer Monsunregen pulsierte während der letzten 150 Jahre im Takte der 11-Jahres-Sonnenfleckenzyklen
- Keine Zunahme der Hochwässer in Nepal während der vergangenen 50 Jahre
- Rekonstruktion der vergangenen 1500 Jahre zeigt: Hochwasser in Nordchina war stets an Wärmeperioden gebunden
- Die schlimmsten Flutkatastrophen der letzten 2000 Jahre im chinesischen Jangtse-Gebiet fanden während der Römischen Wärmeperiode statt
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Was hat sich der Deutschlandfunk bloß dabei gedacht? Am 30. November 2014 erzählte der Sender den Zuhörern doch tatsächlich, das Extremwetter würde sich durch den menschengemachten Klimawandel bereits häufen. Das ist wissenschaftlich falsch und wird nicht einmal vom IPCC so gesehen. Mit dabei natürlich ein PIK-Mann, der kräftig auf die Tränendrüse drückt:
Wetterextreme im Treibhaus Erde
Der Jet Stream, ein kräftiger Höhenwind in mittleren Breiten, beschleunigt Flüge von Westen nach Osten. Dieser „Strahlstrom“ aber schwächelt: Hoch- und Tiefdruckgebiete neigen verstärkt dazu, am Fleck zu kleben. Forscher untersuchen, ob damit die jüngsten Extremwetter-Ereignisse besser erklärt werden können. Dim Coumou: „Es gibt da gar nichts mehr zu diskutieren: Durch die Klimaerwärmung häufen sich extreme Wetter-Ereignisse.“
Mit dieser Ansicht steht Coumou allerdings ziemlich allein da. Siehe „Keine Belege für mehr Extremwetter in Deutschland“ und „Extremwetter in Mitteleuropa war gleichmäßig über die vergangenen 1000 Jahre verteilt„. Korrekt, es gibt da gar nichts mehr zu diskutieren.
Kevin Trenberth: „Es gibt zunehmend starke Dürren. Hitzewellen und Waldbrände. Andererseits haben wir viele Fälle, in denen Starkniederschläge zu Überschwemmungen führen, und zwar weltweit.“
Waldbrände wegen Klimawandel zugenommen? Wohl kaum. Siehe „Waldbrände und Klimawandel: Eine Analyse mit überraschendem Ergebnis„.
Pakistan Ende Juli: Heftiger Monsunregen löst verheerende Fluten aus, es trifft mehr als 14 Millionen Menschen, fast 2000 sterben.
Die enorme natürliche Variabilität und solare Beeinflussung des Monsunregens haben wir bereits oben besprochen.
Der Nordosten Australiens im November: Monatelange Starkniederschläge setzen ein – und am Ende drei Bundesstaaten unter Wasser.
Auch hier ein natürliches Phänomen. Siehe „Australische Überschwemmungen 2011 und 2012 haben natürliche Gründe: La Nina verstärkt durch die negative Phase der Pazifisch Dekadischen Oszillation (PDO)„.
Drei Jahre später, Deutschland, Österreich und Tschechien im Mai und Juni: Überschwemmungen an Donau und Elbe werden zum teuersten Wetterereignis, mit Schäden in Höhe von fast zehn Milliarden Euro.
Eine anthropogene Beeinflussung lässt sich daraus jedoch nicht ableiten: „Was waren die wahren Hintergründe der mitteleuropäischen Flut 2013?„.