Am 18. August 2014 erschien in der Welt ein Artikel von Fritz Vahrenholt zum Thema Windparks mit dem Titel „Wie die Energiewende Deutschlands Natur zerstört„. Im Folgenden die ungekürzte Urfassung:
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Wer Wind sät…
Von Fritz Vahrenholt
Dankwart Guratzsch hat in überzeugender Weise die Zerstörung der Natur durch die Energiewende beschrieben. Der grüne Oberbürmeister von Tübingen hat ihm geantwortet: Alles nicht so schlimm. „Die Auswirkungen von Windparks auf die Natur sind nahezu Null. Die einzig relevante Beeinträchtigung der Windkraftf bleibt die optische. Viele Windparks ziehen Besucher an, die sie nicht abstoßend finden.“
Welch verheerende Verdrängungsleistung des grünen Oberbürgermeisters! Aber er reiht sich ein in die fatale Mißachtung der Naturzerstörung der GRÜNEN, die, akkordiert von WWF und Greenpeace, Prokon, JUWI und anderen windigen Geschäftemachern den Wald und hochwertige Naturräume öffnen und den Eingriff in die Natur durch Windkraftanlagen kleinreden.
Immer mehr Bürger spüren, wie die Energiewende den Natur-und Umweltschutz in Deutschland in Bedrängnis bringt. Bislang nur in tausenden von örtlichen Bürgerinitiativen, kaum miteinander verbunden, formiert sich der Graswurzelprotest gegen die Vermaisung der Landschaft mit den Folgen für die Artenvielfalt, gegen die Gefährdung der heimischen Vogelwelt durch Windkraftanlagen in deutschen Wäldern und gegen die Beeinträchtigung einzigartiger Kultur-und Landschaftsräume durch Photovoltaik-Exzesse.
Von den 115 häufigsten deutschen Brutvogelarten sind in den letzten 20 Jahren 51 signifikant zurückgegangen. Der Leiter des Biosphärenrerservats Schorfheide, Dr. Martin Flade, spricht von einem „Biodiversitäts-Desaster“ auf Grund „der hektischen Klima-, Energie- und Agrarpolitik“. Auf den Maisanbauflächen haben Feldvögel keine Chance – die Feldbearbeitung fällt in die Brutzeit, und später finden sie in diesen Monokulturen kaum Insekten als Nahrung. Von den 30 häufigsten Arten gibt es gerade 4, die ihre Bestände noch halten können, alle übrigen nehmen spätestens seit 2007 ab“. Der Schreiadler, auch Pommernadler genannt, ist nur noch mit 108 Brutpaaren in Deutschland vertreten und ist seit dem letzten Jahr in Sachsen-Anhalt ausgestorben. Er findet immmer weniger Nahrung im zurückgehenden Grünland und der offenen Flur. Die Wege zwischen Brutplätzen und Nahrungsarealen werden immer länger und diese werden nun auch noch zunehmend durch Windkraftanlagen zugestellt.
Vornehmlich Länder mit grünen Ministern (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg und Hessen) haben durch Winderlasse die Nutzung von Wäldern durch Windkraftanlagen freigegeben. Um alle 500 Meter eine Windkraftanlage im Wald zu platzieren, sind 6 Meter breite befestigte Schneisen in den Wald zu schlagen, um die 100 Tonnen schweren Turbinen transportieren und später warten zu können. Um jede Turbine muss ein 5 ha großes freies Feld geschaffen werden, um den Flügelkranz durch riesige Kräne hochzuhieven. Wie ein solcher Windkraft-Wald aussieht, kann man mittlerweile in Deutschland besichtigen: Etwa im Soonwald, einem Teil des Hunsrücks, eines der letzten großen, weitgehend unberührten Waldgebiete in Rheinland-Pfalz mit einer hohen Biodiversität und dem Vorkommen zahlreicher hoch bedrohter Arten. Dort hat der Projektentwickler JUWI trotz des Protestes der Bürger 8 Windkraftanlagen mitten im Wald errichten lassen und anschließend den Park an einen österreichischen Energieversorger verkauft. Konfrontiert mit den Bildern demonstrierender Bürger fiel der zuständigen Ministerin Evelin Lemke (Grüne) nicht mehr ein als: „Ohne das Klima zu schützen, wird’s hier keine Artenvielfalt mehr geben.“
Doch eine Politik, die die Gefahren der Klimaveränderungen überhöht und allen anderen Politikzielen einschließlich des Naturschutzes – koste was es wolle – unterordnet, erzeugt Widerstand. Der Soonwald ist mittlerweile zum bundesweiten Treffpunkt von Bürgerinitiativen gegen die Windkraftnutzung in empfindlichen Gebieten geworden.
Dabei findet man schon heute jährlich 200 000 tote Fledermäuse unter den Windkraftanlagen. Die klugen Tiere orten die Rotoren, fliegen durch sie hindurch und im Lee hinter der Anlage, in der der Luftdruck stark abnimmt, platzen den Fledermäusen die Lungen. Besonders betroffen sind der Große Abendsegler, die Breitflügelfledermaus, der kleine Abendsegler oder die Zweifarbfledermaus. Das Fledermausweibchen bekommt nur ein bis zwei Junge pro Jahr, so dass der Bestandserhalt dieser nützlichen Insektenfresser durch einen weiteren unkontrollierten Zubau von Windkraftanlagen gefährdet ist.
Folgt man der Bewertung des Deutschen Rats für Vogelschutz DRV und des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten DDA (2012) ist auch der Rotmilan in besonderer Gefahr. Nach einer Untersuchung der Staatlichen Vogelwarte Brandenburg ist der Rotmilan-Bestand in diesem Lande mit 3200 Windkraftanlagen nicht mehr gesichert. Über 300 Rotmilane werden allein in Brandenburg durch die Rotoren getötet. Auffällig ist auch der Rückgang der Rotmilane seit 2005 in Westdeutschland, wie Klaus Richarz, ehemaliger Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland warnt. Auch für ihn sind Windräder in den Habitaten der Milane lebensgefährlich für die Vögel. Der Schutz des Rotmilan ist für Deutschland von besonderer Verpflichtung, denn der übergroße weltweite Anteile des Vorkommens liegt in Deutschland. Wenn man so will, ist er der eigentliche Wappenvogel Deutschlands.
In einem Aufsehen erregenden Fachartikel „Von der Energiewende zum Biodiversitäts-Desaster“ beschrieb der anerkannte Vogelschutzexperte Martin Flade „Klimaschutz und Energiepolitik als Hauptgefahr für die biologische Vielfalt“ . Er kommt zum Schluss: „Insgesamt muss man das bittere Fazit ziehen, dass Auswirkungen des Klimawandels selbst auf die biologische Vielfalt bisher wenig nachweisbar, die Auswirkungen der Klima- und Energiepolitik dagegen dramatisch sind“.
Boris Palmer fordert: „Die Zahl von derzeit 25 000 Windkraftstandorten müssen wir verdoppeln, um Deutschland zu versorgen.“ Welch ein Irrtum! Selbst 50 000 Windräder führen nur zu massiven Überschüssen, wenn der Wind weht. Windkraftwerke haben rechnerisch etwa 2500 Volllaststunden, das Jahr hat aber 8760 Stunden. In Zeiten der Flaute fließt kein Strom, auch wenn man die Zahl der Anlagen vervielfacht. Null mal x ist Null. Die Volatilität der Erneuerbaren Energien Wind und Solar benötigen entweder fossile Schattenkraftwerke oder Speicher. Speichertechnologien können diese Aufgabe nur zu unvertretbar hohen Kosten leisten. Ohne fossile Ausgleichskraftwerke wird es keine gesicherte Stromversorgung in Deutschland geben, mit dann fatalen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und des produzierenden Gewerbes.
Es sollte auch den GRÜNEN bekannt sein, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien auf Grund des EEG in Deutschland völlig wirkungslos hinsichtlich der CO2-Emissionen in Europa ist. Die CO2-Emissionen in Europa werden allein durch die Deckelung des Emissionshandels festgelegt. Neue Windkraft- und Solaranlagen setzen Emissionszertifikate frei. Diese Zertifikate wandern über die Börsen zu den Kohlekraftwerken in anderen EU-Ländern, wo sie eine Ausweitung des CO2-Ausstoßes ermöglichen, die genauso groß ist wie die deutsche Einsparung. Außer zusätzlichen Kosten für die Bürger und der Beeinträchtigung der Natur bringt ein Ausbau der Erneuerbaren Energien im Alleingang keine einzige Tonne CO2-Minderung.
Fossile Kraftwerke sind für Boris Palmer und die GRÜNEN keine Alternative, da sie das Weltklima verändern, so daß „manches Naturschutzgebiet, aber auch mancher städtische Ballungsraum vor dem Anstieg des Meeresspiegels, Dürre und Flutkatastrophen oder verheerenden Stürmen nicht zu retten sein wird.“
Alarm aus Tübingen ! Dabei mehren sich die Anzeichen, dass die Prämissen für die deutsche und europäische Klimaschutzpolitik fehlerhaft sind. Überraschenderweise hat nämlich seit rund 15 Jahren keine globale Temperaturerhöhung mehr stattgefunden. Die Computermodelle der Klimaforscher haben einen Anstieg der Temperaturen um 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt vorhergesagt. Anfang 2013 kamen 17 renommierte Klimaforscher zu dem Ergebnis, dass die Temperaturauswirkungen der Klimagase drastisch nach unten zu korrigieren sind. Hans von Storch, Klimaforscher des Helmholtz-Zentrums in Geesthacht räumt ein: „Erste Möglichkeit: Sie (gemeint ist die globale Erwärmung) fällt schwächer aus, weil die Treibhausgase, insbesondere das CO2, eine geringere Wirkung haben als angenommen. Das bedeutet nicht, dass es keinen menschgemachten Treibhauseffekt gibt; nur wäre unser Einfluss aufs Klimageschehen nicht so stark, wie vermutet. Die andere Möglichkeit: In unseren Simulationen haben wir unterschätzt, wie sehr das Klima auf Grund natürlicher Ursachen schwankt“.
In der Tat gibt es für den Temperaturstopp gute Gründe. Die solare Aktivität hat in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ein Maximum erreicht. Aber seit dem letzten 11-jährigen Sonnenzyklus nimmt die Sonnenaktivität dramatisch ab, so dass wir das solare Maximum sehr schnell verlassen. Der augenblickliche 24. Sonnenzyklus ist der schwächste seit 200 Jahren.
Ein weiterer entscheidender Fehler des Weltklimarates aber war, den 60-jährigen ozeanisch-atmosphärischen Zyklus der PDO (pazifisch-dekadische Oszillation) und der AMO (atlantische multidekadische Oszillation) in Rechnungen nicht zu berücksichtigen.
Die ozeanischen Strömungen wechseln im 60-jährigen Rhythmus zwischen Warm-und Kaltphase. Sie wechseln nun in ihre Kaltphase und dies wird uns bis 2035 begleiten. Der natürliche Temperaturanstieg in der Vergangenheit wurde dem CO2 zugeschlagen und damit kommt man dann auch zu falschen Prognosen für die Zukunft.
Ja, CO2 ist ein Klimagas, es macht etwa eine Erwärmung von 1,1 °C pro Verdoppelung seiner Konzentration aus. Eine katastrophale Klimaerwärmung aber von 3 bis 6 Grad in diesem Jahrhundert, die eine Energiepolitik rechtfertigt, die die Lebensgrundlagen der heimischen Tierwelt gefährdet, ist nicht zu befürchten.
Was Whyl für die Kernenergie war, kann das Opfern des deutschen Waldes für die Windenergie werden. Keine der im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien will diesem Angriff auf die Natur bislang Einhalt gebieten. Die GRÜNEN werden es am meisten zu spüren bekommen, wenn es dem immer stärker werdenden Protest der Bürgerinitiativen gegen die Zerstörung der Natur gelingt, diese Bedrohung auf die politische Agenda zu bringen.
Prof Dr. Fritz Vahrenholt ist Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung und Autor des Buches „Die kalte Sonne“