IPCC rudert beim klimabedingten Artensterben zurück: Zweifel an bislang verbreiteten Vorhersagen

Der 2. Teil des IPCC-Klimaberichts ist Ende März 2014 veröffentlicht worden. Darin finden sich einige interessante Neubewertungen, die so gar nicht in das sonst für den IPCC so übliche Katastrophenszenario passen wollen. Axel Bojanowski berichtet kurz vor der Präsentation des Berichts auf Spiegel Online über eine unerwartete Kehrtwende:

Geheimer Uno-Report: Klimarat zweifelt an Prognosen zum Artensterben
Verursacht die Erderwärmung ein globales Artensterben? Der Uno-Klimarat ist sich da nicht mehr sicher: Nach SPIEGEL-Informationen sät er im Entwurf seines neuen Reports erstaunlich große Zweifel an seinen bislang verbreiteten Vorhersagen.
Der Uno-Klimarat IPCC zieht seine bisherigen Prognosen eines Artensterbens überraschend stark in Zweifel. Das berichtet der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. Dem geheimen Berichtsentwurf des IPCC zufolge, dessen zweiter Teil Ende März veröffentlicht werden soll, rechnet der IPCC zwar weiterhin mit dem Risiko, dass zahlreiche Tier- und Pflanzenarten der Klimaerwärmung zum Opfer fallen könnten. Andererseits distanzieren sich die Wissenschaftler von ihren Prognosen: „Es besteht sehr geringes Vertrauen darin, dass die Modelle das Aussterberisiko derzeit akkurat vorhersagen“, zitiert der SPIEGEL aus dem Report.

Weiterlesen auf spiegel.de (in englischer Sprache hier). Den entsprechenden Artikel „Unsicheres Orakel“ aus der zitierten Spiegel-Printausgabe können Abonnenten hier einsehen.

So richtig überraschend kommt dies nicht. Man erinnere sich an seinen Biologie-Schulunterricht: Das artenreichste Habitat ist der warme, tropische Regenwald. Bereits im April 2013 hatten wir an dieser Stelle berichtet: „Ökosysteme reagieren auf Klimaerwärmung durch Zunahme der Artenvielfalt„.

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Bleiben wir noch eine Weile beim neuen IPCC-Werk. Im März 2013 sollten die Autoren ihre letzte Fassung beim IPCC einreichen, um den Begutachtungsprozess einzuleiten. An dieser Stelle sollte eigentlich nichts mehr zu den Kapiteln hinzugefügt werden, lediglich Fehler sollten korrigiert werden.

Donna Laframboise hat sich das begutachtete Endresultat angeschaut und fand Überraschendes: Sie fand mysteriöse Literaturzitate von Arbeiten, die erst viele Monate nach dem März-2013 Abgabeschluss erschienen sind:

For example, Chapter 7 examines the impact climate change might have on humanity’s food supplies. A leaked copy of this chapter can be downloaded here.

  • on page 6, the Licker et al., 2013 study is cited twice; it didn’t appear in a scientific journal until July 2013.
  • p. 10 relies on Zhu et al. – published in Sept. 2013
  • p. 11, Koehler et al. – published in Aug. 2013
  • p. 11, Asseng et al. – published in Sept. 2013 (online in June)
  • p. 15. Glenn et al. – published in Nov. 2013
  • p. 22, Muller et al. – published Jan. 2014 (online in Dec. 2013)
  • p. 23, Glenn et al. – published in Nov. 2013
  • p. 26, Kiselev et al. – published Oct. 2013
  • p. 27, Nelson et al. is cited twice – published in Jan 2014 (online in Dec. 2013)
  • p. 31, Stathers et al. – published June 2013
  • p. 32, Ghahramani & Moore paper is cited twice – published in Aug. 2013
  • p. 38 Coumou et al. is cited twice – published June 2013
  • p. 38 Hughes et al. – published July 2013 (online in June)
  • p. 38 Dunne et al. – published June 2013 (online in Feb.)
  • p. 39 Reichstein et al. – published Aug. 2013

Siehe Donna Lamframboises Artikel „Bleeding Edge Research in the New IPCC Report“ in ihrem Blog No Frakking Consensus.

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Der neue IPCC-Bericht enthält eine weitere wichtige Neubewertung: Die im berühmten Stern-Bericht veranschlagten Klimafolgeschadenskosten sind deutlich zu hoch angesetzt worden. The Conversation erläuterte am 2. April 2014:

IPCC report shows Stern inflated climate change costs
How much does climate change cost? What will be the impact on our wallets? The latest report from the Intergovernmental Panel on Climate Change’s (IPCC) Working Group II has concluded that global warming of 2.5˚C would cost the equivalent to losing between 0.2-2.0% of annual income. This seems in sharp contrast to the Stern Review of the Economics of Climate Change, which found it would cost 5-20%. How can that be?

Weiterlesen auf theconversation.com.

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Auch Peter Heller hat sich den 2. Teil des IPCC-Berichts näher angeschaut und ist auf seltsame Dinge gestoßen, wie er im Science Skeptical Blog berichtete:

IPCC WGII SPM: Ein Ratespiel im Zwielicht der Halbwahrheiten

Letztes Jahr hagelte es bei uns. Hagel im Allgemeinen ist zwar nicht ungewöhnlich, in der Heftigkeit von damals aber schon. Bis zu tennisballgroße Körner fielen vom Himmel, produzierten ein paar Dellen im Auto und zerschlugen eine Handvoll Dachziegel. Das erlebt man eben auch nur einmal pro Dekade. Oder so. Alles war übrigens versichert, wurde schnell reguliert und repariert. Ich hatte es schon vergessen. Denn es gibt wichtigeres.

Erst als die Ergebnisse der zweiten Arbeitsgruppe (“Working Group II (WGII)”) des zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel der Vereinten Nationen (“Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)”) vor einigen Tagen öffentlich wurden, erinnerte ich mich wieder an den Hagel. Der eigentliche Report ist jetzt auch verfügbar, gelesen habe ich aber nur die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (“Summary for Policymakers (SPM)”). Und in dieser heißt es dann sinngemäß, mit solchen Extremwetterereignissen wie dem Hagel müsse man in Zukunft wohl häufiger rechnen. Wegen des Klimawandels, des menschgemachten, jedenfalls mutmaßlich menschgemachten, wahrscheinlich “very likely” mit “high confidence” menschgemachten. Gut, über den Hagel in meiner Gegend steht da eigentlich konkret nichts. Aber aus dem Zusammenhang des geschriebenen glaube ich entnehmen zu können, daß es dachziegelbrechende Hagelkörner bei mir “more likely than not” mit “medium confidence” häufiger geben könnte. Bei einem Grad Erwärmung. Bei zwei oder mehr Grad natürlich auch, aber dann wohl eher “likely” bei “medium confidence”. Oder vielleicht “unlikely” bei “high confidence”? Also gut, kommt der extreme Hagel dann eben zweimal pro Dekade statt nur einmal – bei welchem likely- oder confidence-level auch immer – es interessiert mich nicht. Ich bin versichert (“virtually certain”), das Auto ist bis dahin ohnehin durch ein neues ersetzt und vielleicht frage ich meinen Dachdecker nach stabileren Ziegeln. Mir ist der blöde Hagel doch völlig egal. Es gibt wichtigeres.

Ich muß zugeben: Selten hat mich ein IPCC-Dokument ratloser zurückgelassen. Die hohe Kunst, bloße Vermutungen hinter komplizierten Formulierungen zu verstecken, hat man diesmal auf die Spitze getrieben. Man unterscheidet zwischen Evidenz, Übereinstimmung zwischen den beteiligten Autoren (“Agreement”), “Vertrauen in die Validität” und Eintrittswahrscheinlichkeit in jeweils drei bis zehn Abstufungen, die durch unterschiedliche Kombinationen von “likely” oder “confidence” mit diversen Adverbien (“more”, “very” u.ä.) verdeutlicht werden sollen. Was dem Leser einen erheblichen Entschlüsselungsaufwand abverlangt. Klare Formulierungen nach dem Schema “in Afrika werden in 2020 zwischen 75 und 250 Millionen Menschen aufgrund des Klimawandels unter Wassermangel leiden”, wie sie im 2007er Bericht noch an der Tagesordnung waren und die man offensiv hinterfragen konnte, fehlen nun völlig. Nun ist alles nur noch Spekulation. Likely. Oder sollte ich besser sagen: Geraten? High confidence.

Weiterlesen im Science Skeptical Blog.

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Zwischenzeitlich wurd bekannt, dass britische Grünen-Politiker während der Endredaktion den Text des IPCC-Berichts signifikant verschärfen ließen, um die Gefahr vor einer Klimakatastrophe drastischer erscheinen zu lassen, als es das Wissenschaftlergremium ursprünglich vorgeschlagen hatte. Siehe James Delingpoles Artikel vom 31. März 2014 auf breitbart.com:

Green ideologues working for the British government helped „sex up“ the latest Intergovernmental Panel On Climate Change (IPCC) report in order to make its conclusions sound more scary than the evidence warrants, it emerged today.

The draft version of the report’s Summary For Policymakers made the startling admission that the economic damage caused by „climate change“ would be between 0.2 and 2 percent of global GDP – significantly less than the doomsday predictions made in the 2006 Stern report (which estimated the damage at between 5 and 20 percent of global GDP).

But this reduced estimate did not suit the alarmist narrative of several of the government delegations at the recent IPCC talks in Yokahama, Japan. Among them was the British one, comprising several members of the deep green Department of Energy and Climate Change (DECC), which insisted on doctoring this section of the Summary For Policymakers in order to exaggerate the potential for more serious economic damage.

Weiterlesen auf breitbart.com.

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Der Vorsitzende des Commons Science and Technology Committee der britischen Regierung, Andrew Miller, forderte kürzlich, dass britische Minister, die nicht der klimaalarmistischen Linie folgen, „am besten die Klappe halten sollten“. Öffentlichen Äußerungen des ehemaligen Finanzministers und Klimaskeptikers Lord Lawson of Blaby sollte eine Erläuterung zu „Risiken und Nebenwirkungen“ beigefügt werden, schlug Miller vor. Siehe Beitrag des GWPF bzw. der Times vom 2./3. April 2014:

Ministry Of Truth: Crackdown Ordered On Climate Change Sceptics
Ministers who question the majority view among scientists about climate change should “shut up” and instead repeat the Government line on the issue, according to MPs.

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Ein weiterer lesenswerter Bericht zum neuen IPCC-Werk erschien am 24. März 2014 auf environment360:

UN Climate Report Is Cautious On Making Specific Predictions
The draft of the latest report from the Intergovernmental Panel on Climate Change warns that the world faces serious risks from warming and that the poor are especially vulnerable. But it avoids the kinds of specific forecasts that have sparked controversy in the past.

by fred pearce

Weiterlesen auf auf environment360.