Die globalen Temperaturen werden im 60-Jahrestakt von Ozeanzyklen beeinflusst. Die Erwärmungspause der letzten 15 Jahre ist größtenteils ein Produkt der kühlenden Phase dieser Zyklik. Es überrascht wenig, dass dieselben Ozeanzyklen auch im Meer selber eine große Rolle spielen. Unter anderem scheint auch der Meeresspiegelanstieg durch einen 60-Jahres-Ozeanzyklus geprägt zu sein (siehe unsere Blogartikel „Meeresspiegelentwicklung der letzten 150 Jahre eng an natürliche Ozeanzyklen gekoppelt“ und „Sechzig-Jahres-Ozeanzyklus jetzt auch in der Meeresspiegelentwicklung gefunden„).
In den Geophysical Research Letters erschien zu diesem Thema im Oktober 2013 ein neuer Artikel eines Forscherteams der University of Colorado Boulder und der Seoul National University um Benjamin Dillon Hamlington. Ein Grundproblem der Meeresspiegelforschung ist, dass die modernen Satellitenmessreihen nur 20 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Dies entspricht lediglich einem Drittel eines Ozeanzyklus. Entsprechend schwierig ist die Zuordnung des gemessenen Anstiegs. Wie viel gehört zum langjährigen mittleren Anstieg und wie viel ist der zyklischen Ozeankomponente zuzuordnen, die den Anstieg mal beschleunigt und mal bremst?
Hamlington und Kollegen dehnten hierzu ihre Meeresspiegel-Beobachtungsreihe bis auf 1950 aus, so dass ein kompletter 60-Jahres-Zyklus erfasst werden konnte. Die Autoren fanden eine signifikante Beeinflussung des Meeresspiegelanstiegs durch die Pazifische Dekadische Oszillation (PDO). Laut der Studie hat die PDO in den letzten 20 Jahren einen Anstiegsbeitrag von 0,5 mm pro Jahr beigetragen. Dies ist ein bedeutender Teil des Gesamtanstiegs von 2 mm Jahr (Pegelmessungen) bzw. 3 mm (Satellitenmessungen mit fragwürdiger Kalibrierung). Entsprechend wird der Ozeanzyklus den Meeresspiegelanstieg in den Jahrzehnten davor gebremst haben. Der Einfluss von 60-Jahres-Ozeanzyklen wurde jedoch in der Diskussion um angebliche Beschleunigungen des Meeresspiegelanstiegs noch kaum bis überhaupt nicht berücksichtigt. Der Auslassungsfehler findet sich auch in den Meeresspiegelprognosen bis 2100 wieder. Hamlington und Kollegen folgern aus ihrer Studie, dass die theoretisch vorhergesagte Beschleunigung weniger stark ausfallen wird, wenn man den Effekt der Ozeanzyklen mit einbezieht.
Im Folgenden die Kurzfassung der Arbeit im englischen Original:
Understanding and explaining the trend in global mean sea level (GMSL) have important implications for future projections of sea level rise. While measurements from satellite altimetry have provided accurate estimates of GMSL, the modern altimetry record has only now reached 20 years in length, making it difficult to assess the contribution of decadal to multidecadal climate signals to the global trend. Here, we use a sea level reconstruction to study the 20 year trends in sea level since 1950. In particular, we show that the Pacific Decadal Oscillation (PDO) contributes significantly to the 20 year trends in GMSL. We estimate the PDO contribution to the GMSL trend over the past 20 years to be approximately 0.49 ± 0.25 mm/year and find that removing the PDO contribution reduces the acceleration in GMSL estimated over the past 60 years.