Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt
Die Sonne im November 2013 zeigte sich ein wenig belebt: Die Sonnenfleckenzahl (SSN – Sunspotnumber) betrug 77,6. Der Monat (der 60. des laufenden Zyklus) war damit immerhin mit „nur“ 32% Abweichung nach unten ein etwas aktiverer. Zur Erinnerung: Der Februar 2013 brachte es gar auf 66% negative Abweichung von einem Mittelwert aller beobachteten Zyklen 1-23! Grafisch sieht das wie folgt aus:
Seit Beginn des gegenwärtigen Zyklus 24 im Dezember 2008 sehen wir eine stark unternormale Sonnenaktivität, gelegentliche „Spikes“ wie in den letzten beiden Monaten erscheinen nur als temporäre Ausreißer, die das „Normalniveau“ nicht annähernd erreichen. Daher vergleichen wir weiter mit dem Solar Cycle (SC) 5, dem ersten des „Dalton Minimums“ nach 1800. Akkumuliert man die SSN-Anomalien der einzelnen Zyklen bis zum aktuellen Monat ergibt sich dieses Bild:
Ins Auge fällt der jähe Absturz der Aktivität seit dem Zyklus 22, der im April 1996 endete. Bereits der SC 23 war leicht unternormal, der jetzige so „ruhig“ wie kein Zyklus seit 1833 (Nr. 7). Wie könnte es weiter gehen? Wir haben an dieser Stelle schon Vorhersagen auf physikalischer Basis zitiert, wonach das Verhalten der Korona (eine sehr warme Zone über der sichtbaren Oberfläche der Sonne) und die Magnetfeldstärke um die Sonnenflecken herum auf weiter abnehmende Aktivität in den nächsten Zyklen deuten könnten (Livingston/Penn). Hier nun ein Verweis auf eine Arbeit von Salvador (2013), die versucht, die Sonnenzyklen unter Zuhilfenahme von tidalen (Gezeiten-) Wirkungen der Planeten auf die Sonne zu rekonstruieren. Auch wenn die Autoren dieser Sonnenkolumne solchen Modellen im Allgemeinen sehr kritisch gegenüber stehen, so verblüfft doch die erreichte Kongruenz zu den beobachteten Daten:
Quelle: Bild 3 der zitierten Arbeit
In rot das Modell, in blau die festgestellten Daten der Sonnenflecken seit 1749. Auf dieser Grundlage wagt der Autor der Arbeit eine Vorhersage, indem er die Daten ab 1987 betrachtet und sein Modell entsprechend in den Amplituden kalibriert und dann in die Zukunft schaut:
Quelle: Bild 7 der zitierten Arbeit
Der SC25 und 26 fallen auch bei ihm sehr, sehr schwach aus, er prophezeit eine schwache Sonne bis zum Ende des Jahrhunderts. So lange wollen wir gar nicht vorhersagen, in den nächsten 30 Jahren jedenfalls ist nicht viel zu erwarten von unserem Zentralgestirn, meint neben anderen auch der Autor der zitierten Arbeit. Wie wirkt das auf unsere Mutter Erde? Müsste sich der Absturz der Sonnenaktivität nicht schon auswirken? Hier ein Bild der globalen Temperaturverteilung im Winter, indem die Werte der letzten 10 Jahre mit denen der 12 Jahre davor verglichen werden:
Quelle: GISS
Die Landtemperaturen im Winter zwischen 30N und 60N sind gefallen. Besonders Eurasien erfährt seit etwa 2002 kältere Winter. Die zugehörige Zeitreihe:
Ebenfalls eingezeichnet ist (in rot) die jährlich gemittelte SSN-Anomalie seit 2002 entsprechend dem ersten Bild. Sollte das Absinken seit 2003 tatsächlich zumindest teilweise auf die verminderte Sonnenaktivität zurückzuführen sein? Anhaltspunkte dafür gibt es genug im Schrifttum, gut erklärt ist ein möglicher Zusammenhang auch in einer Präsentation des britischen Metoffice von Sarah Ineson (2012). Die verminderte UV- Strahlung der Sonne bei niedriger Aktivität wirkt auf die Stratosphäre und das teilt sich über die Veränderung besonders der winterlichen Zirkulation bis auf die Erdoberfläche mit.
Was lehrt uns das? Der Trend zu kälteren Wintern bei uns und darüber hinaus bis nach China im Osten und die Ostküste der USA im Westen ist recht robust seit 10 Jahren. Daraus folgt: wir können kaum mit wärmeren Wintern in näherer Zukunft rechnen. Bestätigt sich der solare Zusammenhang wird das wohl noch recht lange so bleiben. Kippen Sie also mehr Defrosterflüssigkeit in den Behälter für die Scheibenwaschflüssigkeit! Der Winter ist da und er wird sehr wahrscheinlich nicht mild!