Am 1. März 2012 erschien nach mehreren Wochen Dauerkritik an unserem Buch in der ZEIT unser Artikel, in dem wir den ZEIT-Lesern unsere Thesen erläutern. Neben der online-Version auf zeit.de stellen wir den Beitrag auch hier zur Verfügung:
Hier irren die Klimapäpste
Sie können die Vergangenheit nicht erklären – und dramatisieren die Zukunft
FRITZ VAHRENHOLT und SEBASTIAN LÜNING nehmen die Debatte um ihr Buch auf
Über mangelnde Aufmerksamkeit durch DIE ZEIT für unser Buch „Die kalte Sonne“ können wir uns wahrlich nicht beklagen. Es erschien eine regelrechte Artikel-Serie mit heftiger Kritik. Wir haben die Beiträge jeweils auf unserer Webseite www.kaltesonne.de detailliert kommentiert. Besonders auffallend war dabei, dass mit keinem einzigen Wort auf unsere wichtigste Argumentationslinie eingegangen wurde, nämlich die vorindustrielle Temperaturentwicklung der vergangenen 10.000 Jahre. Dies ist die Achillesferse des IPCC-Gedankengebäudes, und genau hier unterläuft dem Weltklimarat abseits der öffentlichen Klimascharmützel ein schwerwiegender Denkfehler, der eine umfangreiche Neubewertung der am Klimageschehen beteiligten Faktoren zwingend notwendig macht.
Zahlreiche geologische Studien, die in den letzten Jahren in angesehenen Fachzeitschriften wie Science und Nature publiziert wurden, konnten zeigen, dass die letzten 10.000 Jahre durch charakteristische Temperaturschwankungen im Tausend-Jahres-Maßstab gekennzeichnet sind. Diese sogenannten ‚Millenniumszyklen‘ verlaufen interessanterweise weitgehend synchron zur Sonnenaktivität (siehe unser Buch „Die kalte Sonne, S. 68-75). Während der kalten Phasen war die Sonne in der Regel schwach, und in den warmen Phasen war sie stark. Die Temperaturänderungen betrugen mehr als 1°C, was in etwa der Erwärmung der letzten 250 Jahre entspricht. Zu nennen sind hier vor allem die Arbeiten des vor einigen Jahren verstorbenen Prof. Gerard Bond von der Columbia University (NY) sowie von Prof. Augusto Mangini von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Zu den letzten Warmphasen dieser natürlichen Millenniums-Klimazyklik gehören zum Beispiel die Römische Wärmeperiode vor 2000 Jahren und auch die Mittelalterliche Wärmeperiode vor 1000 Jahren. In Letzterer waren die Temperaturen etwa so hoch wie heute. Die Wikinger nutzten damals die packeisarme Zeit im Arktischen Ozean und besiedelten Island und Grönland („Grünland“), wo zu dieser Zeit sogar Ackerbau möglich war. Auch in vielen anderen Teilen der Welt ist die Mittelalterliche Wärmephase nachgewiesen worden, ist also mitnichten ein regionales, nordatlantisches Phänomen. Sie endete gegen 1450, als die Global-Temperatur wieder um 1 Grad abfiel und die Kleine Eiszeit anbrach. Parallel hierzu sank auch die Sonnenaktivität auf ein sehr tiefes Niveau ab. Während des sogenannten Maunder-Minimums besaß die Sonne ab 1661 zehn Jahre lang überhaupt keine Sonnenflecken, die ein Maß für die Aktivität der Sonne darstellen. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre blieb während der vergangenen 10.000 Jahre bis zum Beginn der Industrialisierung 1850 hingegen nahezu konstant, kann also keine Klimaänderungen verursacht haben.
Plausibilitäts-Check: Wie hätte sich das Klima ohne Mensch entwickelt?
Auf Basis dieser gut dokumentierten und in der Fachwelt unbestrittenen Zyklik muss man sich die wichtige Frage stellen, wie ein hypothetischer, rein natürlicher Klimaverlauf bis zur Heute-Zeit ausgesehen hätte, wenn der CO2-Gehalt nicht angestiegen wäre. Dies ist relativ leicht zu beantworten. Aufgrund der vorliegenden geologischen Klimadaten wäre zu erwarten, dass die Sonne nach der natürlichen Kältephase der Kleinen Eiszeit Mitte des letzten Jahrtausends langsam wieder erstarken und ein paar hundert Jahre später ein weiteres Maximum erreichen würde. Gleichzeitig sollte auch die Temperatur parallel hierzu ansteigen. Soweit die Theorie. Und wenig überraschend ist genau dies nun auch wirklich eingetreten. Die Sonne hat sich in der Tat nach ihrer Flaute während der Kleinen Eiszeit erholt und erreichte in den letzten Jahrzehnten eine der höchsten Aktivitäten der letzten 10.000 Jahre. Und auch die Temperatur erhöhte sich bekanntlich in den letzten 250 Jahren um mehr als 1°C.
Nun stieg aber auch noch eine dritte Größe während genau dieser Zeit an, und das ist der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre. Ursache hierfür ist die verstärkte Nutzung fossiler Brennstoffe wie Kohle Öl und Gas durch den Menschen. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre erhöhte sich hierdurch um 0,011%. Die laut geführte Klimadebatte dreht sich nun um eine im Grunde sehr vernünftige Frage: Wieviel des Temperaturanstiegs seit der Kältephase der Kleinen Eiszeit geht auf das Konto der Sonne und wie viel hat das CO2 verursacht? Offensichtlich passt das Grundmuster der Erwärmung, also Zeitpunkt und Erwärmungsbetrag, genau in den Rahmen des solaren Klimazyklus. Wir befinden uns also noch voll und ganz in der geologisch bekannten, natürlichen Klima-Schwankungsbreite der letzten 10.000 Jahre. CO2 wird den natürlichen Temperaturanstieg selbstverständlich weiter verstärkt haben. Aber um wie viel?
An dieser Stelle setzt nun unsere Kritik an. Der Weltklimarat behauptet, dass die Sonne nur eine marginale Rolle im Klimageschehen spielen würde, während CO2 und verwandte menschenverursachte Treibhausgase fast im Alleingang für die Erwärmung verantwortlich zu machen sind. Gemessen an der ausgezeichneten Sonne-Klima-Kopplung in der vorindustriellen Zeit erscheint dies in höchstem Maße unlogisch und unwissenschaftlich.
Weltklimarat-Modelle können nacheiszeitlichen Klimaverlauf nicht reproduzieren
Wie konnte dem Weltklimarat diese Fehleinschätzung unterlaufen? Nun, die IPCC-Forscher berücksichtigen in ihren theoretischen Klimamodellen lediglich den Klimaeffekt der solaren Gesamtstrahlung. Diese Schwankungen sind jedoch viel zu schwach und können unmöglich die deutlich ausgeprägte sonnensynchrone Temperaturachterbahn der letzten 10.000 Jahre erklären. Allein aus empirischen Gründen muss also auf jeden Fall von der Existenz eines oder mehrerer Sonnenverstärkereffekte ausgegangen werden. Zwei dieser Solarverstärker-Kandidaten befinden sich derzeit in der heißen Phase der wissenschaftlichen Erforschung. Hierzu gehört die UV-Strahlung, die deutlich kräftiger schwankt als die Gesamtstrahlung. Bei einem zweiten Effekt ändert sich die Wolkenbedeckung im Takt der Sonnenaktivität, wobei die von der Sonne beeinflusste kosmische Strahlung als Kondensationskeime bei der Wolkenbildung fungieren könnte. Für beide Mechanismen gibt es bereits eine ganze Reihe von Indizien.
Nachdem das Sonnenmagnetfeld Ende des letzten Jahrhunderts eine seit fast 1000 Jahren außerordentliche Stärke aufwies, nimmt die Sonnenaktivität und auch das Sonnenmagnetfeld seit 2000 rapide ab, worüber unter Solarphysikern – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Einigkeit herrscht. Der 24. Sonnenzyklus, in dem wir uns gerade befinden, ist wahrscheinlich der schwächste seit 100 Jahren. Die Intensität des solaren Magnetfelds sank 2010 auf den geringsten Wert seit 150 Jahren, die magnetische Flussdichte der Sonnenflecken zeigt seit 12 Jahren einen stetigen Rückgang, so dass viele Forscher mit einem noch schwächeren 25. Zyklus ab 2020 rechnen. Angesichts der starken Klimawirkung der Sonne in den letzten 10.000 Jahren, wäre es unlogisch für die jetzt anbrechende, vielleicht zwei oder drei Jahrzehnte andauernde Sonnenflaute keinen spürbaren Abkühlungseffekt anzunehmen. Da auch die ozeanischen Zyklen wie etwa die Pazifisch Dekadische Oszillation (PDO) und die Atlantische Multidekaden-Oszillation (AMO) zur gleichen Zeit abfallen, wird sich diese Abkühlung weiter verstärken und kann auch vorerst nicht vom moderat wärmenden und weiter ansteigenden CO2 ausgeglichen werden.
Die gängigen IPCC-Klimamodelle, darunter auch das kürzlich vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPIM) vorgestellte, sind nicht in der Lage, die vorindustrielle sonnensynchrone Millenniums-Klimazyklik der letzten 10.000 Jahre zu reproduzieren. Die Klimawirkung der Sonne ist in diesen Modellen derart gering angenommen worden, dass sie unmöglich die 1-Grad-Celsius-Temperaturdynamik abbilden können. Die erfolgreiche Simulation der vorindustriellen Temperaturgeschichte wäre jedoch zwingende Voraussetzung und Beweis, dass in den Klimamodellen die richtige Balance zwischen CO2 und natürlichen Klimafaktoren getroffen wäre.
Was sind unsere politischen Schlussfolgerungen?
- Wir brauchen dringend in Deutschland und Europa Forschungsanstrengungen zur Untersuchungen der natürlichen Variabilität des Klimas. Die Bundeswissenschaftsministerin und die Wissenschaftsminister der Länder täten gut daran, einen Teil des Forschungsaufwands für Klimarechenmodelle in ein solches, vernachlässigtes Forschungsgebiet zu stecken. Es gibt weder ein entsprechendes Forschungsprogramm der DFG, noch der Max-Planck-Gesellschaft oder der Helmholtz-Gesellschaft.
- Die kalte Sonne gibt uns Zeit, den Umbau der Energieversorgung mit Vernunft und besserer Nutzung der finanziellen Ressourcen vorzunehmen. Es ist der verbreiteten Angst vor der Klimakatastrophe geschuldet, dass wir die völlig unsinnige Photovoltaikförderung in einem der sonnenärmsten Länder der Erde, nämlich Deutschland konzentrieren. 50 % der weltweiten Photovoltaik steht in Deutschland und kostet die Bürger jährlich 6 Milliarden € – und das 20 Jahre lang. Und dass wir Weizen zu Sprit verarbeiten, wodurch Deutschland zum Importland für Weizen geworden ist das Ergebnis einer aus dem Ruder gelaufenen CO2 Debatte in Europa und Deutschland. Nur durch Angst vor der CO2-Klimakatastrophe ist es zu erklären, dass in Deutschland geplant ist, Windkraftanlagen in Wälder zu bauen und Teile des Waldes zu opfern. Nur durch Angst ist zu erklären, dass kleinere deutsche Braunkohlekraftwerke in diesen Tagen stillgelegt werden, aber aus einem österreichischen Ölkraftwerk Strom importiert wurde, um einen Netzzusammenbruch zu verhindern.
- CO2 ist ein Klimagas, keine Frage, aber die Klimasensitivität ist höchstwahrscheinlich nur halb so groß wie bislang angenommen. Daher werden wir aller Voraussicht nach das 2 Grad Ziel in diesem Jahrhundert nicht überschreiten. Trotzdem ist es richtig, CO2 und den Einsatz von Kohle, Öl und Gas zu reduzieren . Stattdessen Erneuerbare Energien zur Wirtschaftlichkeit zu entwickeln, ist sehr vernünftig. Aber eben nicht allein aus Klimaschutzgründen, sondern vorrangig aus Gründen der Endlichkeit der fossilen Energieträger und der damit verbunden zukünftigen Kostensteigerungen als auch der Verminderung der Importabhängigkeit.
Wir sind davon überzeugt, dass das CO2 seine politisch gewollte dominante Rolle in der Klima- und Energiepolitik aufgeben wird. Denn die Sonne meint es gut mit uns.