Und was war klimatisch sonst noch so los diese Woche?
Im Hamburger Alstertal-Magazin schaltete sich jetzt Wettermann Frank Böttcher in die Diskussion über unser Buch „Die kalte Sonne“ ein und meckert kräftig an unseren Thesen herum. Allerdings hat auch er das Buch offensichtlich noch gar nicht gelesen. Auf die Frage „Also haben wir keine normalen, in der Vergangenheit auch schon auftretenden, natürlichen Klimaschwankungen?“ sagt Böttcher einfach „nein“ und behauptet frech über die Erwärmung der letzten 100 Jahre: „[…] denn das Klima ändert sich in dieser Zeit so schnell wie nie zuvor in den letzten ca. 1 Millionen Jahren.“ Dies ist ganz klar falsch. Die Erwärmungsrate unterscheidet sich keinesfalls von den anderen zehn Wärmeperioden, die sich im Laufe der letzten 10.000 Jahre der Nacheiszeit im Jahrtausendtakt immer wieder ereigneten. Und auch während der letzten Eiszeit ereigneten sich schnelle Temperaturwechsel im Rahmen der sogenannten Dansgaard-Oeschger-Zyklen. Offensichtlich mangelt es Böttcher hier am geologischen Hintergrundwissen. Unsere Argumentation im Buch kennt er nicht und geht daher auch mit keinem Wort darauf ein.
Im Spiegel wurde der Hamburger Klimaforscher Jochem Marotzke zu seinen Klimamodellen diese Woche befragt. In dem Interview erklärt Marotzke, er arbeitet derzeit an einem Klimamodell, das die nächsten zehn Jahre vorhersagen kann. Der Spiegel fragt: „Haben Sie schon Ergebnisse?“. Darauf Marotzke: „Nach unseren ersten Berechnungen müsste es in den kommenden Jahren sprunghaft wärmer werden. Aber wir trauen dieser Prognose nicht über den Weg. Denn die Simulation hätte auch den derzeit herrschenden Stillstand beim Temperaturanstieg vorhersagen müssen – was nicht gelang.“ Hier können wir Marotzke endlich einmal zustimmen. Auch wir haben in seine Modelle kein Vertrauen, da sie den Einfluss natürlicher Klimafaktoren signifikant unterschätzen und den Einfluss von CO2 erheblich überschätzen.
Lünings Laufkumpel Hanno schickte ihm jetzt einen Bericht aus dem Bonner Generalanzeiger vom 25. Februar 2012. Im Wochenend-Artikel „Sonnenskepsis“ (leider nicht online) befasst sich Autor Wolfgang Wiedlich mit unserem Buch. Vermutlich berichtet Wiedlich sonst überwiegend über die Tier- und Pflanzenwelt, wie anders ist sonst zu erklären, dass er die Klimaskeptiker zunächst einmal in Gattungen, Arten und Unterarten gliedert. Anhand seines Bestimmungsschlüssels gruppiert er uns in die Zwitter-Spezies „Ursachen – und Dringlichkeitsskeptiker“ ein. Naja, hätte schlimmer kommen können. Als es dann ans Klima geht, verließen sie ihn dann aber auch leider. Dies scheint nicht Wiedlichs Spezialität zu sein. Da behauptet er doch allen Ernstes, dass die Sonnenaktivität in den letzten Jahrzehnten nur gering gewesen wäre. Gut dass Prof. Solanki vom zitierten Max-Planck-Institit für Sonnensystemforschung das nicht gelesen hat, denn sonst hätte Wiedlich von ihm sicher was zu hören bekommen. 2004 hatte Solanki in einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Fachzeitschriften, Nature, darüber geschrieben, dass die Sonnenaktivität der letzten Jahrzehnte zur stärksten der gesamten letzten 10.000 Jahre zu zählen ist. Hätte sich Wiedlich doch mal lieber unser Buch gekauft, dann hätte er sich diesen Ärgern ersparen können.
Ärger müsste er aber eigentlich auch mit uns bekommen, denn Wiedlich behauptet keck, dass unsere Temperaturkurve hinterlistigerweise im heißen El Nino-Jahr 1998 beginnen würde, um das Temperaturplateau hinzutricksen. Es ist unklar, welches Buch Wiedlich da eigentlich in seinem Artikel bespricht. In unserem Buch beginnt die Kurve erst 2001 (siehe S. 15 in „Die kalte Sonne“), gerade um das verfälschende El Nino-Jahr zu umgehen. Vermutlich hat Wiedlich auch in der Schule immer nur die Zusammenfassung der Bücher gelesen, die er eigentlich hätte durcharbeiten sollen. Und auch seine Statement „Seit 2005 hat sie [die globale Erwärmung] wieder messbar Fahrt aufgenommen“ ist sachlich unrichtig. Die Temperatur ist auch danach um kein einziges Zehntelgrad angestiegen. Internettip: http://www.woodfortrees.org/plot/. Am Ende landet Wiedlich noch einen Zufallstreffer. Umständlich erklärt er seinen Lesern, dass natürliche Zyklen die Erwärmung unterbrechen können. Richtig! Genau das schreiben wir auch (siehe S. 110-114 in „Die kalte Sonne“). Dann vermasselt er es aber wieder, indem er den chinesischen Aerosol-Joker aus dem Hut zaubert, der für den Erwärmungsstop seit 2000 herhalten muss. Das ist natürlich Quatsch (siehe S. 175-179 in „Die kalte Sonne“). Bei der nächsten Redaktionssitzung sollte sich Wiedlich lieber wieder um Themen aus Flora und Fauna bewerben. Klima ist einfach nicht sein Ding.
In der FAZ vom 2. März 2012 durfte Ottmar Edenhofer zusammen mit einem PIK-Mitarbeiter eine ganze Seite lang im Artikel „Die Illusion des grünen Wachstums“ den Lesern erklären, warum dringend ein scharfer CO2-Emissionshandel notwendig wäre. Grundlage seiner Überlegungen sind dabei jedoch die übertriebenen Erwärmungsprognosen des Weltklimarats, so dass sämtliche daraus abgeleiteten Überlegungen zu hinterfragen sind. Zwar akzeptiert Edenhofer, dass die Endlichkeit der fossilen Brennstoffvorräte, kontinuierliche Kostenreduktionen bei den erneuerbaren Energien und weitere Steigerungen bei der Energieeffizienz allesamt positive Auswirkungen auf die zukünftigen CO2-Emissionen zur Folge haben werden. Aber all dies geht ihm nicht schnell genug. Aufgrund der angeblich drohenden Klimaktastrophe hätten wir nicht die Zeit, auf die Früchte dieser Entwicklung zu warten. Ausdrücklich begrüßt er den geplanten Transfer von jährlich 100 Milliarden Dollar Klimaschutzgeldern in die Entwicklungsländer, zu denen sich sich die Industrieländer während der letzten Klimakonferenzen prinzipiell bereit erklärt haben (siehe S. 339 in „Die kalte Sonne“). Mit keinem Wort gehen Edenhofer und sein Co-Autor Michael Jakob darauf ein, dass es mittlerweile gute wissenschaftliche Argumente dafür gibt, dass der Weltklimarat mit seinen Katastrophenszenarien kräftig übrtrieben hat. Signifikante, durch natürliche Klimafaktoren verursachte Erwärmunsganteile wurden fälschlichereweise einfach dem CO2 zugeschrieben. Nur aufgrund dieser Fehleinschätzung konnte es zu den bedrohlichen Temperaturprognosen kommen. Das Wegbrechen dieses Katastrophenszenarios bedeutet aber auch, dass wir den Umbau der Energieversorgung nicht überstürzen müssen und langfristiger und nachhaltiger planen können (siehe Kapitel 9 in „Die kalte Sonne“) und nicht – wie Edenhofer fordert – übers Knie brechen müssen. Wer sich dafür interessiert was Edenhofer unter dem Begriff „ordnungspolitischer Rahmen“ wohl genau versteht, der sollte sich einmal Kapitel 8 in unserem Buch anschauen. Im Grunde geht es nämlich um die Schaffung eines gestaltenden Ökostaats, der um des Klimaschutzes willen Lebensstile und Konsumverzicht erzwingen kann.