Kritik der niederländischen Regierung am IPCC: Die Beschränkung des Klimawandels auf die menschengemachte Komponente ist eine Fehlentwicklung

Von Marcel Crok
(zuerst erschienen auf De staat van het klimaat, übersetzt von Chris Frey, EIKE)

Regierungen auf der ganzen Welt wurden vom IPCC aufgefordert, über die Zukunft des IPCC nachzudenken. Die Niederlande haben ihre Antwort jetzt dem IPCC zugesandt und diese auf der Website des KNMI veröffentlicht. Ich würde sagen, dass Holland ziemlich kritisch mit dem IPCC ins Gericht geht und mit der Art und Weise seiner derzeitigen Arbeit. Der folgende Abschnitt erschien mir am interessantesten:

Das IPCC muss sich gemäß seinen Prinzipien verhalten! Wir glauben, dass die Begrenzung des IPCC auf die anthropogen verursachte Klimaänderung nicht wünschenswert ist, vor allem, weil natürliche Klimaänderungen ein Grundbestandteil des Gesamtverstehens des Klimasystems sind, einschließlich der anthropogen induzierten Klimaänderung. Die Niederlande sind auch der Ansicht, dass das Wort ‚umfassend’ [comprehensive] entfernt werden muss, weil die Erstellung umfassender Zustandsberichte nahezu unmöglich wird, und zwar wegen des immer größer werdenden Wissens, und das IPCC wäre besser beraten, spezielle Berichte zu erstellen zu Themen, die neu und kontrovers sind.

Beiden Punkten stimme ich zu. Die ziemliche Besessenheit des IPCC mit dem Treibhaus-Antrieb hat den Fortschritt in der Klimawissenschaft meiner Meinung nach massiv behindert. Darum bin ich froh, dass meine Regierung diesen Punkt jetzt anspricht. Und in meinem Buch (auf holländisch) De Staat van het Klimaat bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass das IPCC in seinem 4. Zustandsbericht nicht erfolgreich war, einen „umfassenden“ Bericht zu erstellen. Ich stimme auch zu, dass das IPCC kontroversen Themen viel mehr Aufmerksamkeit schenken muss. Die Behandlung kontroverser Themen im AR4 und auch im AR 5 war aus zwei Gründen nicht zufrieden stellend: Es gibt nicht genug Spielraum, um notwendige Details zu besprechen, und die Autorenteams sind fast durchweg verzerrt in Richtung des Konsens und räumen daher Minderheiten-Ansichten nicht genug Raum ein.

Die Niederlande möchten auch die äußerst umfangreichen Papierberge, die das IPCC produziert, beendet und durch kürzere, im Web basierende (Spezial-)Berichte ersetzt sehen:

Das IPCC braucht transparentere, konzentrierte und auf neuestem Stand befindliche Beurteilungen. Der Gebrauch des Internets dehnt sich immer weiter aus. Es wäre einfacher, die Beurteilungen des IPCC ständig zu aktualisieren, wenn sie im Internet wurzeln würden. Die Digitalisierung führt auch zu einer Zunahme der Transparenz der Berichte. Zum Beispiel, zusätzlich zu internen Links in der SPM [= Summary for Policy Makers] zu den zugrunde liegenden Kapiteln (was im AR 4 bereits geschehen ist) könnte man Links in die Kapitel einfügen, die auf relevante Teile wissenschaftlicher Veröffentlichungen verweisen, um den Zugang zu den Quellen zu vereinfachen.

Die Zustandsbeschreibung sollte dynamischer sein, und zwar durch regelmäßige Aktualisierungen der Kapitel mit nur einer Runde von Experten-Begutachtung und durch Verkürzung der Erstellungszyklen. Die Berichte werden derzeit schon nach wenigen Jahren nach der Veröffentlichung als ziemlich veraltet angesehen.

Wieder stimme ich dem neuen Format zu. Auch möchte Holland die WG’s [Working Groups] I und II in eine Arbeitsgruppe zusammengefasst sehen:

Zwei Arbeitsgruppen anstatt drei. Zum Beispiel ist es möglich, die WG I so auszuweiten, dass Themen der WG II, die eng mit Informationen der WG I zusammenhängen, dorthin übertragen werden. Ein Beispiel ist der SREX-Sonderbericht, in dem Klimaextreme und Informationen bzgl. der Risiken kombiniert sind. WG III würde sich dann mit Anpassungs- und Abschwächungsmaßnahmen nebst deren Auswirkungen auf die Umwelt befassen. Auf diese Weise gäbe es zwei Arbeitsgruppen, die den Zyklus verkürzen, aber auch die Konsistenz im Erstellungszyklus verbessern und die Synthese vereinfachen würde. Ein gesonderter Synthese-Bericht würde nicht gebraucht werden, wenn die zweite Arbeitsgruppe ihre Informationen mit der ersten Arbeitsgruppe abstimmen würde, desgleichen in den Zusammenfassungen.

 

Pachauri

Ohne seinen Namen zu erwähnen, haben die Niederlande klar gestellt, dass sie gerne den Rücktritt Pachauris sehen würden. Sie ziehen es vor, „eine Organisation zu haben, die geführt wird von einem geschäftsführenden Direktor“ anstelle eines gewählten Vorsitzenden. Ein solcher geschäftsführender Direktor könnte auch eine politisch neutrale Sprecherfunktion besser ausüben als ein gewählter „Vorsitzender“, schreiben sie. Damit verweisen sie implizit auf Pachauri, der für seine politischen Statements bekannt ist.

 

Skeptiker

Ich bin also allgemein sehr zufrieden mit diesen Ratschlägen und überzeugt, dass sich das IPCC erheblich verbessern würde, wenn all diese Punkte umgesetzt werden würden. Das Einzige, was ich wirklich vermisse, ist der explizite Ratschlag, Skeptiker mit ins Boot zu holen. Das war tatsächlich der Hauptratschlag in meinem Buch: man ordne jedem Leitenden Autor zwei Skeptiker zu, um die Mainstream-Wissenschaft ehrlich zu halten. Dieser einfache Ratschlag ist der einzige Weg, auf dem das IPCC jemals ausgewogener und objektiver werden kann. Dennoch, meinen Glückwunsch an die holländische Regierung für diese kritische Haltung.