Die beiden ZEIT-Redakteurinnen Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg wurden kürzlich mit dem Sonderpreis Umweltjournalismus der Gregor Louisoder Umweltstiftung für ihren Artikel „Die Klimakrieger“ in der ZEIT vom 28. November 2012 ausgezeichnet, wie die Stiftung am 18. Juni 2013 in einer Pressemitteilung bekannt gab. Hier ein Auszug (Fettsetzung ergänzt):
Die beiden mit dem Sonderpreis Umweltjournalismus der Gregor Louisoder Umweltstiftung geehrten Autorinnen Kerstin Kohlenberg und Anita Blasberg haben sich in einer außergewöhnlich engagierten Weise einem Themenkomplex gestellt, von dem viele lieber die Finger lassen: Der Gemengelage aus Wissenschaft, Umweltbehörden und hochbezahlten Lobbyisten der Industrie sowie ihrem Einfluss auf die demokratische Willensbildung. Der prämierte Beitrag stellt die Situation in den USA dar und zeigt erste Versuche, ähnliche Strukturen auch in Deutschland zu etablieren, doch seine Bedeutung geht weit darüber hinaus. Denn was dort in krasser Form passiert, stellt eine neue Herausforderung für die Umweltbewegung in der ganzen Welt dar.
„Lobbyisten gewinnen immer mehr Einfluss auf die Medien und so auf die demokratische Meinungsbildung – wo keine qualifizierten und engagierten Journalisten sitzen, werden Analysen und Texte einfach übernommen„, so Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung, zur Preisverleihung in München. Gerade die „heißen Eisen“ werden dann oft nur noch aus der Sicht der Investoren, stark verzerrt oder als Spielfeld verschiedener Einzelmeinungen dargestellt“. Dabei kann es nicht die Aufgabe von Journalisten sein, bei innerhalb der Fachwissenschaften kontrovers und komplex diskutierten Themen eine abschließende Endbewertung für oder gegen bestimmte Variante vorzunehmen. Finanzierungsstrukturen, Verflechtungen und Abhängigkeiten von Industrie und Nutznießern müssen aber aufgedeckt und die wissenschaftliche Arbeit kritisch begleitet werden“.
Herzlichen Glückwunsch an die beiden Autorinnen! Allerdings sei eine kleine Rückfrage zum Verständnis erlaubt. Der Vorstand der Stiftung hebt in der Pressemitteilung u.a. die Qualifikation der Autorinnen hervor, die ihnen angeblich eine eigenständige Sichtweise in diesem komplexen Thema erlauben würde. Praktischerweise finden sich am unteren Ende der Pressemitteilung sogar Informationen zu den Lebensläufen der beiden Autorinnen:
Kerstin Kohlenberg studierte in Marburg, Berlin und New York Soziologie, Volkswirtschaft und Politik. Redakteurin beim »Tagesspiegel«, dann seit 2004 Zeit, seit 2011 stellvertretende Ressortleiterin des damals neu gegründeten Investigativ-Ressorts. Georg-von-Holtzbrinck-Preis für Wirtschaftspublizistik. Anita Blasberg, studierte Sozialwissenschaften, Politik, Psychologie und Germanistik. Besuch der Henri-Nannen-Journalistenschule. Erich-Klabunde-Preis für sozial engagierten Journalismus. Otto-Brenner-Preis für kritischen Journalismus (Abschiebeflug LHE 6842). Seit 2009 Redakteurin beim Zeit-Dossier.
Was für eine Überraschung: Die Preisträgerinnen haben keinerlei naturwissenschaftlichen Hintergrund, geschweige denn einen Einblick in die wissenschaftlichen Grundlagen der von ihnen leider ziemlich einseitig beschriebenen Klimadiskussion. Hat die Stiftung dieses wichtige Detail vielleicht übersehen? Wir hatten in diesem Blog bereits ausdrücklich auf diesen unfassbaren Umstand hingewiesen (siehe unseren Blogartikel „Die Klimakrieger: Investigativ-Reporterinnen der ZEIT ziehen in den heiligen Klimakampf„). Wie kann ausgeschlossen werden, dass die beiden Preisträgerinnen selbst grüne Lobbyistinnen sind und ungeprüft klimaalarmistische, fragwürdige Deutungen, etwa die des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) übernommen haben?
Das Fazit unserer Rezension des jetzt prämierten ZEIT-Artikels fiel eindeutig aus. Die Stiftung geht in ihrer Pressemitteilung leider auf keinen einzigen Punkt der Kritik ein, was sie wiederum selbst in eine verdächtige Nähe des grünen Aktivismus bringt. Hier ein Auszug aus unserer seinerzeitigen Kritik:
Marc Moranos Aktivitäten werden von den beiden Soziologinnen als verwerflicher, geldgetriebener Lobbyismus dargestellt. Dabei verlieren die beiden Autorinnen kein Wort darüber, dass Al Gore seit vielen Jahren eine viel intensivere Vortrags- und Film-Kampagne im Zeichen des Klimaalarmismus betreibt. Mit einem Unterschied: Al Gores Kampagnen-Budget beträgt ein Vielfaches von Marc Morano. Zudem scheint Gore an seinen Aktivitäten prächtig zu verdienen (siehe z.B. unseren Blogbeitrag „Al Gore und sein Generation Investment Fonds“). Der offensichtliche Interessenskonflikt wird in der Zeit nicht thematisiert. Auch Michael Mann ist Teil des Klimagetriebes. Er bekommt vom Steuerzahler ein gutes Gehalt sowie üppige Forschungsgelder. Dagegen nehmen sich Unterstützungen für die klimarealistische Seite eher mickrig aus. Die unbequeme Wahrheit ist, dass fast alle klimaskeptisch denkenden und mitdiskutierenden Akteure neben Ihrem Job einen nicht zu geringen Teil Ihrer Freizeit opfern und kräftig finanziell dazubuttern. Wie ist es zu verstehen, wenn die klimaalarmistische Seite auf Staatskosten munter von Konferenz zu Konferenz reist, sich ein klimaskeptischer australischer Geologe aber für einen Fahrtkostenzuschuss zu einem Vortrag rechtfertigen muss? Deutet dies nicht vielmehr darauf hin, dass derzeit viel zu wenig Fördergelder in die Erforschung natürlicher Klimafaktoren fließen? Können sich Blas- und Kohlenberg überhaupt nicht vorstellen, dass die entsprechenden Klimarealisten aus wissenschaftlicher Überzeugung handeln, muss es immer um Geld gehen, um simplistische Verschwörungstheorien zu nähren? Der Zeit-Beitrag scheitert kläglich bei der Analyse der „komplizierten Zusammenhänge auf allen möglichen Ebenen“.
Der Beitrag „Die Klimakrieger“ ist ein trauriges Beispiel für fehlende Nachrecherche im investigativem Journalismus. Durch mangelnde fundierte Fachkenntnisse haben sich eklatante Ungenauigkeiten und Fehler in die Argumentationsgrundlage eingeschlichen, durch die der wissenschaftsfreie Artikel sehr schnell auf die falsche Spur gerät. Das ist sehr schade und unnötig. Was ist bloß los bei Deutschlands wichtigster Wochenzeitung?
Unsere ganz Rezension zum ZEIT-Artikel lesen.